Die neurochirurgische Klinik veranstaltet am 20.08. / 21.08.2016 in der Prosektur der Anatomie des UKM den 2nd International Hands-on Cadaver Workshop zum Thema "Microsurgical Approaches to the Skull Base".
Tumoren der Schädelbasis
Die Chirurgie an der Schädelbasis umfasst in erster Linie die operative Resektion von Prozessen an der Basis der vorderen, mittleren- und hinteren Schädelgrube. Das operative Gebiet erstreckt sich dabei von der Orbita vorne und reicht über die Nasennebenhöhlen bis hin zum Foramen magnum hinten.
Symptomatik
Läsionen in diesem Gebiet wachsen in der Regel langsam und fallen daher oftmals erst bei einer erheblichen Größe auf. Die klinische Symptomatik der Patienten richtet sich nach dem jeweiligen Wachstumsverhalten und der Lokalisation des Tumors und kann Kopfschmerzen, Hirnnervenausfälle mit Sehstörungen, Gesichtsfelddefekte, Hormonstörungen, Hörminderung und Tinnitus, Schluckstörungen bei Tumoren der hinteren Schädelgrube, Hirnstammkompressionszeichen mit rezidivierendem Erbrechen sowie Gangunsicherheit umfassen.
Entitäten
Bei der überwiegenden Mehrheit der Tumore handelt es sich um gutartige Raumforderungen, z. B. Meningeome. Trotz ihrer prinzipiellen Gutartigkeit zerstören diese knöcherne Strukturen und umwachsen Nerven und Gefäße. Bezogen auf deren Lokalisation unterscheidet man unter anderem:
Opticusscheidenmeningeome
Spheno - orbitale Meningeome ( ossäre Meningeome )
Clinoid - und Keilbeinflügelmeningeome
Tuberculum sellae Meningeome
Planum sphenoidale und Olfactoriusmeningeome
Tentoriummeningeome
Petroclivale Meningeome
Foramen jugulare und Foramen magnum Meningeome
Eine besondere operative Expertise besteht bei Tumoren, die die Orbita infiltrieren oder den Sehnerv (N. opticus) bedrängen. Bei diesen Raumforderungen muss der Sehnerv von Tumor befreit werden und ggf. auch der Sehnervenkanal eröffnet werden, um dort Tumoranteile zu entfernen. Zur Entfernung dieser Tumoren werden abhängig von der jeweiligen Lokalisation alle Zugänge zur Orbita routinemäßig durchgeführt: Von minimal invasiven Zugängen (z. B. supraorbital) über einen Augenbrauenschnitt bis zu ausgedehnten kombinierten intra- und extraduralen Zugängen zur Schädelbasis. Erst im September 2010 hat Prof. Dr. Schick den 1. Interdisziplinären mikrochirurgischen und endoskopischen Hands-on-Orbita-Workshop in Heidelberg organisiert und geleitet.
Ebenfalls zu den gutartigen Raumforderungen zählen Schwannome/Neurinome entlang von Hirnnerven, insbesondere das Akustikusneurinom (VIII. Hirnnerv / Höhrnerv).
Bei entsprechender Größe führen diese Tumore nicht nur zum Hörausfall und zu Gleichgewichtsstörungen, sondern auch zur Mitschädigung des Gesichtsmuskelnervs (Nervus facialis) und zur Hirnstammkompression. Durch eine operative Resektion kann, im Gegensatz zur Bestrahlung, der raumfordernde Effekt des Tumors, insbesondere auf den Hirnstamm, sofort entlastet werden.
Diagnostik
Die primäre Diagnostik besteht in einer kontrastmittelverstärkten kernspintomografische Untersuchung (MRT), die durch einen Navigationsdatensatz zur operativen Planung ergänzt wird. Zur Beurteilung der knöchernen Strukturen wird ggf. eine Computertomografie (cCT) des Schädels durchgeführt. In bestimmten Fällen kann zudem eine Gefäßdarstellung (Angiografie, CT-Angiografie oder MR-Angiografie) indiziert sein. Bei besonders großen Tumoren mit starker Tumordurchblutung kann eine prä-operative (Teil-) Embolisation des Tumors hilfreich sein.
Therapie
Da die Schädelbasis die Grenze verschiedener Fachdisziplinen darstellt, erfolgt die operative Resektion, vor allem von besonders ausgedehnten Prozessen, nach akkurater Planung und unter Zuhilfenahme einer intraoperativen 3D-Navigation (Brain Lab) interdisziplinär mit Kollegen der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) oder der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG).
Zur Minimierung potentieller Komplikationen werden Patienten intraoperativ mittels multimodalem Monitoring überwacht. Dabei können sowohl die Hirnnervenfunktion als auch akustisch, somatosensorisch und motorisch evozierte Potenziale gleichzeitig überwacht werden.
Aufgrund des oftmals ausgedehnten Tumorwachstums (z. B. in den Sinus cavernosus) ist bei einigen Patienten eine komplette operative Resektion nicht möglich. Je nach Diagnose und Wachstumsverhalten des Tumors erfolgt nach operativer Tumormassenreduktion eine Nachbehandlung. Bei Tumoren der Schädelbasis steht die Strahlentherapie im Vordergrund.
Bei Karzinomen erfolgt in Abstimmung mit den Kollegen der Onkologie eine Chemotherapie.